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Bei der zweiten Schwangerschaft einer Frau kann es zu einer sogenannten Rhesusunverträglichkeit kommen, wenn der Rhesusfaktor des Bluts der schwangeren Frau nicht mit dem Rhesusfaktor des ungeborenen Kindes übereinstimmt. Weil diese häufig auch Blutgruppenunverträglichkeit genannte Komplikation eine Gefahr für das Kind bedeuten kann, sollten werdende Mütter hier besonderes Augenmerk darauflegen. Der Gynäkologe wird bei einer Zweitschwangerschaft durch Analysen des Blutbilds der Mutter und ggf. Untersuchungen des Kinds (z.B. durch Ultraschall) ggf. vorsorglich eine Behandlung wegen der Unverträglichkeit einleiten.

Die meisten Menschen sind Rhesus positiv

Die meisten Menschen haben einen positive Rhesus-Faktor, rund 15-20% der europäischen Menschen haben aber einen negativen Rhesusfaktor (Rh-negativ). Wenn eine Rhesus-negative Frau mit einem Rhesus-negativen Mann ein Kind zeugt, welches dann auch Rhesus-positiv wird, stellt dies eine Gefahr bei Zweitschwangerschaften dar. Das Abwehrsystem der schwangeren Frau reagiert dann auf die roten Blutkörperchen des Babys. Der menschliche Körper der Frau erkennt die Rhesus-Faktoren als unverträglich und reagiert. Medizinisch nennt man das „Morbus haemolyticus“.

Eine solche Rhesusunverträglichkeit kann dann entstehen, wenn es z.B. bei der ersten Geburt der Frau zu einem Blutkontakt zwischen Rhesus negativer Mutter und Rhesus positivem Kind kommt. Das könnte dann in der zweiten Schwangerschaft zu einem Problem werden.

Weitere Möglichkeiten, die eine Grundlage für eine Rhesusunverträglichkeit legen könnten, sind:

  • Fehlgeburt der schwangeren Frau zuvor
  • Erhalt von Bluttransfusionen durch die schwangere Frau zuvor

Liegen diese beiden Faktoren vor, könnte die Rhesusunverträglichkeit sogar bei der ersten Schwangerschaft der Mutter auftreten.

Rhesus negative Mütter müssen aufpassen

Sobald eine Frau schwanger wird, sollte sie also wissen, welchen Rhesus-Faktor sie hat. Ist dieser negativ, behandeln Gynäkologen häufig prophylaktisch gegen Rhesusunverträglichkeit. Vor allen Dingen auch dann, wenn der Kindsvater Rhesus-positiv ist (was wahrscheinlich ist).

Was sind die Gefahren bei Rhesus-Unverträglichkeit?

  • Blutarmut: Zu erkennen an blasser Haut und Sauerstoffmangel im Organismus des Kinds – als Folge zu wenig roter Blutkörperchen als Sauerstofftransporteur
  • Vergrößerte Milz oder vergrößerte Leber – durch gesteigerte Blutbildung
  • Vermehrte Bilirubin-Ausschüttungen in das Blut des Neugeborenen
  • Gelbsucht bei Neugeborenen
  • Wassereinlagerungen im kindlichen Körper – auch schon vor der Geburt

Bei längerem Anstieg des Bilirubin-Spiegels im Körper kann es zu Bilirubin-Ablagerungen im Gehirn kommen. Bei schwerer Blutarmut sind gehäuft Kinder mit Hörproblemen und Entwicklungsstörungen anzutreffen

Zu viele Wassereinlagerungen können beim Kind tödlich enden.

Wie erkennt der Frauenarzt die Rhesusunverträglichkeit?

Ein guter Frauenarzt wird gleich am Anfang einer Schwangerschaft den Rhesus-Faktor analysieren und erkennt am Ultraschall des Kinds im Bauch bereits mögliche Ödeme, die für eine Rhesusunverträglichkeit sprechen. Durch rechtzeitige Behandlung kann der Frauenarzt verhindern, dass Antikörper der Mutter in das Blut des Babys gelangen und dort die roten Blutkörperchen vernichten, was eine Blutarmut auslöst.

Nabelschnurblut nach der Geburt analysieren

Ist das Kind geboren, wird der Arzt regelmäßig das Nabelschnurblut daraufhin untersuchen, ob eine Blutarmut vorliegt und ggf. für eine Bluttransfusion sorgen.

Lichttherapie bei leichter Neugeborenen-Gelbsucht

Liegt nur eine leichte Neugeborenen-Gelbsucht vor, reicht häufig eine Lichttherapie für das Kind aus. Hierbei bestrahlt man das Neugeborene im Rahmen einer Phototherapie mit blauem Licht, was die Bilirubin-Moleküle aufspaltet und deren Ausscheidung vorantreibt, damit keine Hirnschäden entstehen. Bei schweren Fällen der Rhesusunverträglichkeit reicht das nicht und eine Blutgabe über eine Transfusion sollte erwogen werden. Dies kann man auch bereits während der Schwangerschaft machen.

Auch nach der Geburt kann man mit Lichttherapie oder Bluttransfusion meist noch Schlimmeres verhindern.

Anti-D-Immunglobulin-Spritze als Vorsorge

Um eine Unverträglichkeitsreaktion erst gar nicht aufkommen zu lassen, erhalten viele Mütter während oder auch noch nach der ersten Schwangerschaft eine Anti-D-Immunglobulin-Spritze, die spezielle Antikörper enthält. Damit werden ggf. ins Blut der Mutter gelangte Rhesus-positive Blutkörper des Kinds sofort zerstört. Dadurch produziert die Mutter keine eigenen Antikörper mehr. Die Rhesusprophylaxe findet häufig zwischen 28. und 30.Schwangerschaftswoche, bzw. innerhalb von 72h nach der Geburt vorbeugend statt. So können bei einer zweiten Schwangerschaft etwaige Rhesusunverträglichkeiten bei der zweiten Schwangerschaft weitgehend verhindert werden.

Wie viele Menschen in Deutschland sind Rhesus-negativ?

Legt man z.B. die Blutgruppenanalysen aus Blutspenden in Deutschland zur Grundlage, so ergab sich z.B. 2020 folgende Verteilung der Blutgruppen in Deutschland (gerundet):

  • A Rhesus positiv: 37%
  • 0 Rhesus positiv: 35%
  • B Rhesus positiv: 9%
  • AB Rhesus positiv: 4%
  • A Rhesus negativ: 6%
  • 0 Rhesus negativ: 6%
  • B Rhesus negativ: 2%
  • AB Rhesus negativ: 1%

Der Gesamtanteil der Rhesus-negativen Menschen in Deutschland beträgt demnach ca. 15%.

Pränataltest wird von Kasse übernommen

Seit 1.7.2021 ist es auch eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen, einen sogenannten Pränataltest zu finanzieren. Mit einem relativ neuen Verfahren kann man aus dem mütterlichen Blut die kindlichen Blutgruppenmerkmale auslesen. Macht man den Test, braucht man als Rhesus-negative Mutter nur noch dann die Anti-D-Immunglobulin-Spritze zu erhalten, wenn man bei der Untersuchung herausfindet, dass das Kind das Rhesus-positiv Merkmal aufweist.

Von BSF

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