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Über ganz Deutschland schwappt eine Ginwelle: Kaum eine Stadt, in der nicht regelmäßig Gin-Tastings stattfinden, viele Wein- und Spirituosen-Handlungen haben zahlreiche Gins im Angebot. In vielen Städten gibt es analog zur Craft-Bier-Bewegung lokale Gin-Hersteller. Doch was ist GIN überhaupt? Wo kommt er her? Woraus besteht er? Damit die, die sich damit noch beschäftigt haben, mitreden können, hier ein paar Basics, welches Sie im nächsten Small-Talk einwerfen können und schon sind Sie dabei 🙂

Woraus besteht Gin? Was ist Gin?

Gin ist im Prinzip ein hochprozentiger Alkohol mit Auszügen der Wacholderbeere, d.h. jeder Gin besteht aus mindestens zwei Bestandteilen: neutralem Alkohol aus landwirtschaftlichem Ursprung (wie z.B. auch Korn oder Wodka), der mit Wacholder versetzt wird. Fast alle Ginhersteller mischen jedoch zur Erreichung eines speziellen Eigengeschmacks noch andere pflanzliche Stoffe hinzu.

Was versteht man unter Botanicals?

Gin-Experten sprechen oft von Botanicals. Darunter versteht man nichts anderes als die o.a. weiteren pflanzlichen Zusatzstoffe. Die Hersteller sind hier sehr kreativ. Einige „Botanicals“ geben sie bekannt, aber niemals alle und schon gar nicht die genaue Zusammensetzung, sonst könnte jeder einen erfolgreichen Gin nachmachen. Einige am Markt vorkommende Botanicals sind z.B. Holunder, Gurke, Lavendel, Bergamotte, Johannisbeere, Rosmarin, Thymian usw.

Was versteht man unter einem London Dry Gin

Damit wird nicht eine bestimmte Ginmarke gemeint und auch nicht die Herkunft spezifiziert, sondern eine bestimmte Gin-Kategorie bezeichnet, die sich ein besonderes Reinheitsgebot auferlegt. Ein London Dry Gin erfüllt die folgenden Voraussetzungen:

  • Keine Zugabe von Farbstoffen
  • Keine Zugabe von Zucker
  • Mindestalkoholgehalt von 37,5%
  • nur pflanzlich-landwirtschaftliche Ausgangsstoffe (z.B. Getreide, Melasse)
  • mindestens 3x destilliert
  • Wacholder-Aroma dominiert

Einfacher Gin wird meist höchstens zweifach destilliert. Beim London Dry Gin dürfen keinerlei süßende Zusatzstoffe hinzugegeben, was den London Dry Gin vom London Gin unterscheidet.

Wo und wann entstand der erste Gin?

Hier muss man von Ende des 17.Jahrhunderts ausgehen, als zum ersten Mal von Wacholderschnaps (Genever genannt) des Arztes Francois de la Boe die Rede war. Nachgewiesen ist auch, dass 1689 William III bei der englischen Thronbesteigung Genever mitbrachte. Er stellte übrigens kurz darauf den Wacholder-Schnaps steuerfrei. Als englische Soldaten die Holländer im holländisch-spanischen Krieg unterstützten, brachten sie anschliessend den Wacholderschnaps nach Britannien, wo er kurz GIN genannt wurde.

Nachgewiesen ist ab 1769 die Produktion von Gin im Norden Londons durch eine Gesellschaft Gordon Co. In 1791 wurde ein GIN ACT erlassen, der die Ginherstellung qualitativ regelte.

Was ist der älteste deutsche Gin?

Vermutlich ist dies der Stobbe Gin, die Branntweinfabrik Heinrich Stobbe geht auf das Jahr 1714 zurück, spätestens ab 1776 wurde dort wohl das gebrannt, was wir heute Gin nennen. Der aus einer holländischen Mennonitenfamilie stammende Peter Stobbe (1751-1823) kaufte die Fabrik und brannte nach einem geheimen Rezept, welches er aus Holland mitgebracht hatte, einen besonderen Wacholderlikör, den er Machandel nannte. Er tat dies zunächst in Tiegenhof. Tiegenhof gehört heute zu Polen und heißt Nowy Dwor Gdanski (Neuer Hof bei Danzig), gehörte früher zu Westpreussen.

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Der Stobbe Gin, damals noch unter Machandel vermarktet, wurde in speziellen, eher handgranatenähnlichen Flaschen vermarktet

Eine Nachfahrin aus der Stobbe-Familie, Uta Stobbe  hat die Gin-Produktion nach altem Rezept wieder aufgenommen. Die unter Stobbe1776 und Stobbe 240 Fassfüllung vermarkteten Gins wurden bereits mehrfach prämiert und scheinen auch heute noch den Nerv der Zeit zu treffen.

 

Ist Gin gesetzlich geregelt?

In Deutschland und der EU gibt es so gut wie nichts, was nicht gesetzlich geregelt ist. So ist auch der Gin gesetzlich geregelt und zwar z.B. in der EU-Verordnung 110/2008 vom 15.1.2008

Dort ist z.B. geregelt, dass Gin mindestens 37,5% Volumenprozent Alkohol enthalten muss. Schaut man auf den Alkoholgehalt vieler Billig-Gins, wie sie z.B. in Discountern angeboten werden, wird man feststellen, dass diese auch zumeist so gerade eben diesen Mindestalkoholgehalt enthalten (37,5%). Hochwertige Gins liegen zumeist eher im Bereich von 43%

Der verwendete Rohalkohol, der für die erneute Destillation gebraucht wird, muss nach der EU-Verordnung bei destilliertem Gin mindestens 96% Alkohol enthalten.

Insoweit ist die EU-Verordnung eine Art Reinheitsgebot für Gin.

Stobbe Gin
Jeder Gin – so auch der abgebildete Stobbe1776 Gin unterliegt in Deutschland den EU-Vorschriften für Spirituosen

 

Was ist ein Gin-Tonic?

Der am häufigsten georderte Longdrink mit Gin. Hierzu wird einfach ein Gin im Glas mit Tonic Water, einer chininhaltigen Limonade gemischt. Das Getränk stammt vermutlich aus dem Britischen Königreich, wo es auch zur Malaria-Prophylaxe eingesetzt wurde. Gin-Tonic war das Lieblingsgetränk der Queen Mum in Großbritannien und gilt wie Wodka-Lemon als schneller Beschwipstmacher ohne Kopfschmerzen-Folge, was wohl seine Popularität erklärt.

Welches Tonic-Water ist das Beste für einen Gin-Tonic?

Daran scheiden sich die Geister. Während früher die Barmixer der ganzen Welt auf das Tonic-Water der Marke Schweppes schwörten, gibt es seit einigen Jahren – auch im Rahmen der Ginwelle – einen harten Kampf um das beste Tonic-Water für einen Gin-Tonic.

Als größte Wettbewerber für Schweppes gelten dabei die folgenden Marken:

…die teilweise auch noch verschiedene Tonic-Water-Geschmacksrichtungen anbieten. Hier muss jeder für sich ausprobieren, was ihm zu welchem Gin am besten schmeckt.

Was ist überhaupt im Tonic-Water für den Gin?

Das klassische Tonic Water ist ein mit Chinin versetztes, kohlensäurehaltiges Wasser. Es können noch Zucker, pflanzliche Stoffe oder auch Fruchtsäuren beigemischt werden. Je mehr Chinin im Tonic Water ist, desto bitterer schmeckt es. Reines Chinin stammt aus der Rinde eines vor allen Dingen in den Anden vorkommenden Baumes, dem Chinarindenbaum, der auch als Fieberbaum oder Cinchonabaum bezeichnet wird. In Deutschland ist natürlich auch der Chiningehalt in Getränken geregelt: Chinin-Limonaden dürfen höchstens 85 mg Chinin pro Liter beinhalten.

Ist Chinin Medizin und hilft es gegen Malaria?

Gin-Kenner erzählen sich häufig die Anekdote, dass sie Gin-Tonic aus gesundheitlichen Gründen trinken, weil es ja gegen Malaria hilft. Tatsächlich haben wohl schon im Jahr 1630 in Südamerika die Einwohner in Kolumbien und auch Bolivien Chinin gegen Zittern bei Kälte und Malariafieber verwendet. Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich erkrankte 1652 an Malariafieber und wurde mit Chinin erfolgreich behandelt. 1916 hat man auch experimentell die Wirkung von Chinin bei extra ausgelösten Krämpfen nachgewiesen, es wirkt sowohl neurotrop (nervenbezogen) als auch myotrop (muskelbezogen).  Chinin wird tatsächlich auch heute noch bei der Malariabekämpfung eingesetzt, besonders bei Malaria tropica. Chinin verhindert die Bildung von nicht toxischen Hämatin in den Vakuolen der Blutschizonten aus toxischen Ferriprotophyrin IX durch dessen Komplexierung. Chinin wird darüber hinaus schmerzstillend, betäubend und fiebersenkend. Insoweit: Gin-Tonic kann also bei so mancher Krankheit helfen.

 

Von BSF

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