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Erzbischof Burger hat sich nach Rückkehr von einer Afrikareise nunmehr doch zu den Veröffentlichungen neuer Missbrauchszahlen in der Katholischen Kirche geäußert. Er ist bestürzt über die vielen Missbrauchsopfer der katholischen Kirche in Deutschland.

3700 Opfer in Deutschland

Gemäß einer Studie sind alleine zwischen 1946 und 2014 in Deutschland rund 3700 Opfer zu verzeichnen. Die Kirche stehe in einer Schuld, die sie nicht leugnen und abstreifen könne. Der Bischof versichert, dass man sich dieser dunklen Seite stellen müsse. Das Ordinariat Freiburg hat ein Beratungstelefon eingerichtet: Tel. 0761-2188-975

Betroffene können dort erste Informationen und passende Kontaktpersonen erfahren.

185 Missbrauchsopfer in der Erzdiözese Freiburg

Was Erzbischof Burger in seiner Pressemeldung allerdings verschweigt, ist die bereits in 2014 festgestellte Zahl von 185 Missbrauchsopfern in der Erzdiözese Freiburg, die im Zeitraum von 1942 bis 2013 in Freiburg zu verzeichnen waren. Die Rechtsanwältin Angelika Musella hatte schon vor Jahren die Fälle für das Bistum Freiburg aufgearbeitet.

Darunter waren 72 Heimkinder, die in kirchlichen Einrichtungen lebten. Die meisten Übergriffe fanden zwischen 1960 und 1990 statt. Nur in 38 Fällen fand eine strafrechtliche Verurteilung der Täter statt, so die damalige Auswertung.

Bei rund 130 Opfern habe die Kirche eine finanzielle Entschädigung vorgenommen. Einige Opfer kritisieren allerdings, dass versucht wurde, mit einer Entschädigung auch Stillschweigen zu vereinbaren.

Die Dunkelziffer der sexuellen Übergriffe wird als deutlich größer als die erfassten Fälle eingeschätzt.  Viele Fälle konnten schon wegen Verjährung nicht zur Verurteilung führen.

Zollitsch räumte Fehler ein

Der frühere Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch hatte schon 2010 eigene, schwere Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen eingeräumt. Er habe auch viel früher als bis dahin bekannt von Missbrauchsfällen im badischen Oberharmersbach erfahren, sei dem aber nicht mit Nachdruck nachgegangen. Ein Pfarrer soll sich dort über Jahre an Ministranten und anderen Jungen vergangen haben, – er wurde aber nur in den Ruhestand versetzt (1991) und die Staatsanwaltschaft wurde nicht eingeschaltet. Der Pfarrer nahm sich 1995 das Leben. Mindestens 17 Opfer hatten sich später gemeldet. Alle damals zwischen 10 (!) und 16 Jahren.

Gegen Zollitsch wurde auch ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft eröffnet, welches aber später eingestellt wurde, – vor allen Dingen, weil die meisten Taten und damit auch mögliche Beihilfetatbestände verjährt gewesen seien.

Schon im Jahr 2010 über 40 Beschuldigte

Schon im Jahr 2010 wurden dem Erzbistum Freiburg Hinweise und Missbrauchsvorwürfe gegen über 40 Priester, Ordenspersonen und kirchliche Mitarbeiter bekannt.

Wortlaut der Erkärung aus dem Erzbistum vom 17.9.2018

Das Ausmaß und die Dimension des jahrzehntelangen Missbrauchs durch Kleriker sowie die Vertuschung durch Bistumsverantwortliche, wie es die MHG-Studie nun dokumentieren, treffen uns alle sehr“, erklärte Erzbischof Stephan Burger am Montag (17.9.).
Wie das Erzbischöfliche Ordinariat Freiburg nach der Rückkehr des Erzbischofs von seiner Afrika-Reise mitteilte, sagte der Erzbischof von Freiburg weiter: „Auch wir, die Verantwortungsträger im Erzbistum Freiburg, müssen uns die Frage stellen, wo wir mitschuldig geworden sind, wo wir Bedingungen unterstützt haben, unter denen Minderjährigen durch Kleriker unermessliches Leid zugefügt werden konnte. Die veröffentlichten Ergebnisse fordern von uns weiterhin eine verantwortungsvolle und sensible Aufarbeitung.“
Als Erzbischof von Freiburg stehe er, wie alle Verantwortlichen der Diözese, dafür ein, dass der bisher schon beschrittene Weg der Aufklärung, Aufarbeitung und Verbesserung der Präventionsstrukturen weitergehe, um für Betroffene Anerkennung und Hilfsangebote sicherzustellen und um erneuten Missbrauch in der Kirche zu verhindern.
Während der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda (24.-27.9.) werden sich die deutschen Bischöfe mit den Ergebnissen der Studie beschäftigen, die ihnen bisher im Detail nicht vorliegen. Erzbischof Stephan Burger wird am Freitag nach seiner Rückkehr nach Freiburg (28. September) über Konsequenzen aus der MHG-Studie und die Präventionsarbeit im Erzbistum Freiburg informieren.

 

Von BSF

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