Justizvollzugsanstalt (JVA) in Freiburg

Die Anfänge des Freiburger Gefängnisses

Am 1. Oktober 1878 wurde die heutige Justizvollzugsanstalt als „Großherzoglich Badisches Landesgefängnis (Central-Strafanstalt) Freiburg“ eröffnet. Das Gebäude wurde im sogenannten Pennsylvanischen Stil errichtet – ein strahlenförmiger Bau mit 5 Flügeln nach dem Vorbild amerikanischer Gefängnisse. Das Gelände umfasste 3 Hektar mit einer 650 Meter langen Ringmauer.

Die Hauptanstalt wurde unter der Bauleitung von Jakob Friedrich Alois Hemberger fertiggestellt. Aufgrund seines charakteristischen Grundrisses, bei dem die fünf Flügel an einem zentralen Punkt zusammentreffen (nach dem Panopticon-Prinzip), erhielt das Hauptgebäude im Volksmund auch den Namen „Café Fünfeck“.

Entwicklung und Erweiterungen im 20. Jahrhundert

Das danebengelegene Gebäude der Abteilung Tennenbacher Straße wurde 1914 fertiggestellt. Während des Deutschen Reichs bis 1945 war die Einrichtung allgemein als „Freiburger Stadtgefängnis“ bekannt.

Eine bedeutende historische Rolle spielte das Gefängnis während des Zweiten Weltkriegs: Im Jahre 1940 wurde ein Teil des Gefängnisses von der Wehrmacht als Militärgefängnis übernommen. Es diente auch als Durchgangsgefängnis für politische Gefangene aus Frankreich, die in Deutschland ihre Strafen verbüßen mussten.

Nach dem Krieg entwickelte sich die Anstalt kontinuierlich weiter:

1972 sowie 1977–78 wurden Werkstattgebäude errichtet. 1983 folgte die Eröffnung des Torwachgebäudes mit Verwaltungstrakt. 1988–89 wurde ein weiterer Werkstattbau an der Tennenbacher Straße gebaut, und 1991 nahm die Sporthalle ihren Betrieb auf.

Modernisierung und gegenwärtige Nutzung

Die JVA Freiburg hat besonders in den letzten Jahrzehnten bedeutende Erweiterungen und Modernisierungen erfahren:

1999 bis 2001 wurden weitere 138 Haftplätze für Untersuchungsgefangene in einem Neubau an der Tennenbacher Straße fertiggestellt. Von 1997 bis 2003 folgte eine grundlegende Sanierung und Modernisierung der Zellenflügel und des Zentralbaus. 2004 wurde ein ehemaliges Wohngebäude für Bedienstete als Freigängerhaus mit 33 Plätzen eröffnet. Dieses liegt außerhalb der Gefängnismauern.

Heute ist die JVA Freiburg eine moderne Vollzugseinrichtung mit speziellen Aufgaben im Justizvollzugssystem Baden-Württembergs:

In Freiburg sind ausschließlich Männer untergebracht. Hier sind insbesondere Verurteilte inhaftiert, die eine längere Strafe (mehr als 1 Jahr und 3 Monate) zu verbüßen haben. Diese stammen in der Regel aus den Landgerichtsbezirken Freiburg, Baden-Baden, Offenburg, Konstanz und Waldshut-Tiengen.

Die JVA Freiburg ist für ganz Baden-Württemberg die zentrale Anstalt für die Sicherungsverwahrung männlicher Täter. Das ehemalige Gerichtsgefängnis in Emmendingen fungiert seit 1983 als Außenstelle. Hier sind diejenigen Häftlinge untergebracht, die sich im offenen Vollzug befinden. In Lörrach beim Amtsgericht Lörrach sowie in Denzlingen befinden sich weitere Außenstellen. Zum Gefängnis gehört auch ein landwirtschaftlicher Betrieb in Emmendingen, wo Gefangene, die in Emmendingen im ehemaligen Gerichtsgefängnis untergebracht sind, tagsüber arbeiten können. Dies dient vor allen Dingen als Qualifizierungsmaßnahme für etwaigen späteren Freigang.

Gegenwärtige Organisation und Ausblick

Heute arbeiten in der Justizvollzugsanstalt Freiburg mit den Außenstellen Emmendingen und Lörrach über 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedensten Fachbereichen in einem interdisziplinären Team zusammen.

Die verschiedenen Abteilungen organisieren den Alltag der Inhaftierten und stellen deren Unterbringung, Betreuung und Versorgung sicher. Ein wichtiger Fokus liegt auf der Vorbereitung der Gefangenen auf das Leben nach der Haftzeit.

Psychologen und Sozialarbeiter stehen zu Betreuungs- und Behandlungszwecken zur Verfügung. Es finden Einzel- und Gruppenveranstaltungen statt. Auch externe Ansprechpartner kümmern sich um die Gefangenen, etwa zur Suchtberatung, zur Entlassungsvorbereitung, für die allgemeine Seelsorge, für die Schuldnerberatung oder für die Beratung HIV-infizierter Insassen.

Im Frühjahr 2017 kündigte Justizminister Guido Wolf an, dass die JVA einen Ergänzungsneubau bekommen soll, der Ende des Jahres 2026 fertiggestellt sein soll. Der Sanitäts- und Küchenbereich wird neu gestaltet.

Die JVA Freiburg steht damit für die Entwicklung vom historischen Gefängnis des 19. Jahrhunderts zu einer modernen Justizvollzugseinrichtung, die neben dem Sicherungsauftrag vor allem auf Resozialisierung und die Wiedereingliederung der Inhaftierten in die Gesellschaft ausgerichtet ist.

Das Freiburger Gefängnis steht praktisch mitten in der Stadt. Die Gefangenem sind in dem historischen Bau untergebracht, was häufig auch zur Kritik führt:

  • zu kleine Zellen: häufig Unterbringung von zwei Personen in einer Einmannzelle
  • Aus den Fenstern können Gefangene nur schauen, wenn sie sich auf einen Stuhl stellen
  • Auf dem innerstädtischen Gelände könnte man bei Abriss Hunderte Wohnungen für Freiburger bauen.
JVA Freiburg Eingang Gefängnis
Eingangsbereich der JVA Freiburg

Literatur rund um das Freiburger Gefängnis / JVA Freiburg:

1. „Strafraum – Absitzen in Freiburg“ (2020)

Herausgegeben von Reinhild Dettmer-Finke, Thomas Hauser und der Fotografin Britt Schilling. Erschienen im Verlag Herder (1. Auflage 2020, 112 Seiten, ISBN: 978-3-451-38822-4). Das Buch entstand im Rahmen eines Foto- und Informationsprojekts zum 900-jährigen Stadtjubiläum Freiburgs.

Der Band gibt einen kritischen, für Nicht-Fachleute leicht verständlichen Einblick in die Realität des Freiheitsentzugs am Beispiel der JVA Freiburg und spricht dabei grundsätzliche Fragen dieser Kriminalstrafe an. Das Buch vertieft das gleichnamige Projekt mit ungewöhnlichen fotografischen Einblicken in den Gefängnisalltag und gibt Gefangenen der JVA Freiburg Gesicht, Bild und Stimme.

Im Buch begegnen einem die Insassen als Menschen mit all ihren Sorgen und in ihrer Alltäglichkeit. Neben der umfangreichen Fotodokumentation enthält das Werk auch kritische Betrachtungen zum Themenkomplex Strafvollzug und zum Sinn von Strafe.

2. „Erwartungen zweier HIV+-Häftlinge im geschlossenen Strafvollzug an einen Seelsorger“ (1994)

Eine qualitative Untersuchung an der Justizvollzugsanstalt Freiburg von Werner Eckstein. Die Arbeit umfasst 2 Bände und wurde 1994 als Diplomarbeit an der Universität Freiburg im Breisgau eingereicht.

3. „Nachrichten aus dem Strafvollzug“ (2010)

Von Thomas Meyer-Falk, erschienen im Mai 2010 im Blaulicht-Verlag. Das Buch enthält Essays und Gedichte. ISBN: 978-3-941552-04-3.

Meyer-Falk hat in seinen 27 Jahren Gefängnis zahlreiche Texte zur „Welt hinter Gittern aus der Perspektive des gefangenen Menschen“ verfasst. Er verbrachte einen großen Teil seiner Haftzeit in der JVA Freiburg und wurde im August 2023 entlassen.

4. „Komm, Muschi spring – U-Haft in Freiburg“ (2018)

von Adrian Tayl, erschienen 2018 im BOD Verlag. ISBN: 978-3746081847

Das Buch enthält die reale Geschichte eines Freiburger Geschäftsmanns, der unverhofft festgenommen und in der JVA Freiburg in Untersuchungshaft genommen wurde. Es ist auch als Ratgeber für Angehörige gedacht, die jemanden in der U-Haft haben.

Von BSF

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