Skandale im Vatikan - hier Petersplatz in Rom

Eine Reise durch 2000 Jahre päpstlicher Skandale und Eigenarten

Die Geschichte des Papsttums ist reich an außergewöhnlichen Persönlichkeiten. Während viele Päpste als heilige Männer verehrt werden, gab es auch solche, deren Leben und Amtsführung alles andere als vorbildlich waren. Wer glaubt, dass die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche des 21. oder 20. Jahrhundertes der Höhepunkt der Verfehlungen waren, hat sich getäuscht. Es war früher noch schlimmer. Hier sind die zehn kuriosesten und skandalösesten Päpste, die je den Heiligen Stuhl bestiegen haben – basierend auf historischen Fakten und zeitgenössischen Aufzeichnungen.

1. Alexander VI. (1492-1503): Der Borgia-Papst

Rodrigo Borgia gilt als einer der korruptesten Päpste aller Zeiten. Er hatte einen ausschweifenden Lebensstil und kannte weder Scham noch Aufrichtigkeit, weder Glauben noch Religion. Stattdessen war er besessen von unersättlicher Gier, zerfressen von Ehrgeiz, erfüllt von barbarischer Grausamkeit und verzehrt von der Leidenschaft, seine vielen Kinder vorankommen zu sehen.

Die Skandale:

  • Hatte vier Kinder mit seiner langjährigen Geliebten Vannozza dei Cattanei: Cesare, Giovanni, Lucrezia und Gioffre
  • Es wurde berichtet, dass unter Alexander VI. die Borgias Orgien im Vatikanpalast veranstalteten. Das „Kastanienbankett“ gilt als einer der anrüchigsten Bälle dieser Art
  • Betrieb schamlose Vetternwirtschaft und machte seine Kinder zu mächtigen Fürsten
  • Starb unter mysteriösen Umständen – Zeitgenossen glaubten, er sei vergiftet worden und seine Seele vom Teufel geholt worden

2. Johannes XII. (955-963): Der jugendliche Tyrann

Johannes XII. war der einzige Papst – vielleicht mit Ausnahme des Papstes Benedikt IX. –, der als Jugendlicher sein Amt antrat. Mit gerade 16-18 Jahren wurde Octavian von Spoleto zum Papst gewählt.

Seine Verbrechen:

  • Eine offizielle Untersuchung enthüllte, dass der Papst auch seine eigene Nichte vergewaltigt haben soll
  • Die Anklagepunkte umfassten: liturgische Verfehlungen, die Ordination eines Diakons in einem Stall, die Erhebung eines Zehnjährigen zum Bischof von Todi, Bischofserhebungen gegen Geld, Sakrilegien und Ehebrüche, das Tragen von Waffen, die Jagdleidenschaft, die Blendung seines Taufpaten Benedikt, der Mord an dem Kardinalsubdiakon Johannes
  • Er trug aus unerfindlichen Gründen andauernd ein Schwert und einen Helm mit sich herum und war ein großer Fan von Dämonen, die er oft um Rat fragte
  • Nach verschiedenen Überlieferungen erlitt Johannes einen gewaltsamen Tod, wobei er während des Geschlechtsaktes mit einer römischen Aristokratin von deren eifersüchtigem Ehemann überrascht und mit einem Hammer erschlagen wurde

3. Benedikt IX. (1032-1048): Der Kinderpapst

Benedikt IX. ging als „Kinderpapst“ in die Geschichte ein. Möglicherweise war er beim Amtsantritt erst elf Jahre alt, andere Quellen sprechen von 14-20 Jahren.

Seine Besonderheiten:

  • Papst Benedikt IX., der im Alter zwischen 11 und 20 Jahren gekrönt wurde, wurde von St. Damasus beschrieben als jemand, dessen Leben „so schändlich, so verdorben und so abscheulich war, dass es mich schaudert, wenn ich nur daran denke“
  • Behauptet beispielsweise Bonizo von Sutri, Benedikt habe selbst zurücktreten wollen, um die Frau heiraten zu können, in die er verliebt war
  • Am 1. Mai 1045 überließ er die Cathedra seinem Taufpaten für Geld – er verkaufte praktisch das Papsttum
  • War der einzige Papst, der dreimal im Amt war (mit Unterbrechungen)

4. Die Leichensynode: Formosus (891-896) und Stephan VI. (896-897)

Diese Geschichte ist so bizarr, dass sie wie aus einem Horrorfilm wirkt. Papst Stephan VI. ließ im Juni 897 den verwesten Leichnam des Formosus aus seinem Grab im Petersdom holen, ihn in päpstliche Gewänder hüllen und auf einen Thron setzen. Dem Toten wurde auf diese Weise der Prozess gemacht, der als „Leichensynode“ in die Annalen der Geschichte einging.

Der makabre Prozess:

  • Drei Tage lang dauerte der Prozess, in dem die Leiche förmlich angeklagt wurde
  • Formosus wurde posthum für abgesetzt und sein Pontifikat mit allen Amtshandlungen für ungültig erklärt. Nachdem der Leiche die Schwurfinger der rechten Hand abgehackt worden waren, landete sie schließlich im Tiber
  • Noch im selben Jahr hob Stephans Nachfolger Theodor II. die Beschlüsse der Leichensynode auf, ließ den Leichnam aus dem Tiber bergen und ihn wieder in der Krypta des Petersdoms bestatten
  • Stephan VI. verhalf dies allerdings nicht zu einem langen, unbeschwerten Leben auf dem Papstthron. Im August 897 wurde er vom römischen Volk gestürzt und ins Verlies geworfen, wo er bald darauf erwürgt wurde

5. Sergius III. (904-911): Der Mörder auf dem Papstthron

Mit Sergius III., nach dem Zeugnis des Geschichtsschreibers und Bischofs Liutprand von Cremona ein „Mörder auf dem Papstthron“, kam 904 wieder ein Parteigänger Stephans VI. an die Macht.

Seine Verbrechen:

  • Sergius III. hatte reputedly den Mord an seinen beiden unmittelbaren Vorgängern, Leo V. und Christopher, in Auftrag gegeben
  • Er war in einer Beziehung mit Marozia, der teenage Tochter von Theophylact. Einige Berichte behaupten, dass er mit ihr ein Kind zeugte, das später Papst Johannes XI. wurde
  • Sergius ließ die Leiche des toten Papstes Formosus ein zweites Mal exhumieren und nach der Abtrennung der übrigen Finger der Schwurhand wiederum in den Tiber werfen


6. Julius II. (1503-1513): Der Kriegerpapst

Nicknamed the Warrior Pope, the Battle Pope or the Fearsome Pope, it is often speculated that he had chosen his papal name not in honor of Pope Julius I but in emulation of Julius Caesar.

Seine kriegerischen Aktivitäten:

  • Auch sein Lebenswandel hatte eine vitale Seite, denn Giuliano della Rovere war Vater dreier Töchter
  • Im Juni 1474 bewies er sein Geschick als Heerführer, als er im Auftrag der Kurie ein Heer anführte, um die päpstliche Autorität in Umbrien wiederherzustellen
  • Führte persönlich Armeen in den Krieg
  • Er begründete im Jahr 1506 die päpstliche Leibwache Schweizergarde und verstand sein Amt vor allem im Sinne eines italienischen Territorialfürsten

7. Julius III. (1550-1555): Der päpstliche Liebhaber

Der Skandal um den adoptierten Jungen:

  • Seine Reputation und die der katholischen Kirche wurden stark durch seine skandalöse Beziehung zu seinem adoptierten Neffen Innocenzo Ciocchi Del Monte beschädigt
  • Julius wurde besessen von einem jungen Betteljungen, den seine Familie adoptiert hatte. Julius überschüttete ihn mit Reichtümern und Positionen innerhalb der Kirche, einschließlich der mächtigen Position des Kardinal-Neffen. Julius prahlte sogar damit, wie gut der Junge im Bett war
  • Trotz mehrerer Versuche, den Papst von der Kirche zu distanzieren durch zeitweilige Verbannung (nachdem er zwei Männer getötet und dann wieder nachdem er zwei Frauen vergewaltigt hatte), war es erst mit seinem Tod 1555, dass die Kirche von ihm befreit war

8. Leo X. (1513-1521): Der Medici-Prasser

Papst Leo X. wurde als Giovanni de‘ Medici am 11. Dezember 1475 in Florenz geboren. Er war der Inbegriff eines dekadenten und korrupten Papstes der Renaissance.

Seine Exzesse:

  • „Wenn Gott uns das Papsttum geschenkt hat, dann wollen wir es auch nutzen“, soll er zum Auftakt gesagt haben
  • Der Renaissancefürst, jung, prunkliebend und verwöhnt, nannte viele exotische Tiere sein eigen; seit 1514 auch einen indischen Hauselefanten, Hanno, ein Geschenk des portugiesischen Königs Manuel
  • Sein Hofnarr Baraballo begleitete ihn ständig und musste Prügel einstecken, wenn die Witze allzu flau wurden. Angeln und Jagen waren des Papstes Hobbys, aber seine wahre Passion galt dem Essen
  • Leo X. hielt die Anfragen Martin Luthers für „Mönchsgezänk“ – und wollte lieber sein Amt genießen

9. Johannes XI. (931-935): Der Papstsohn

Der Sohn von Marozia soll mit gerade mal 16 oder 18 Jahren zu Papst Johannes XI. geworden sein, wobei ernsthafte Zweifel an seiner Legitimität bestehen.

Die Kontroverse:

  • Einige Berichte behaupten, dass er der Sohn von Sergius III. und Marozia war
  • Kam durch die Macht seiner Mutter Marozia an die Macht
  • War einer der Päpste während der sogenannten „Pornokratie“ (Herrschaft der Frauen im Vatikan)

10. Urban VI. (1378-1389): Der cholerische Tyrann

Obwohl weniger kurios als die anderen, verdient Urban VI. Erwähnung für sein extrem schwieriges Temperament, das das Große Abendländische Schisma auslöste.

Seine Eigenarten:

  • Doch um die Wut der Römer zu dämpfen, verkündete man dem Volk ganz einfach jemand anderen: Der römische Kardinal Francesco Tebaldeschi habe das Rennen gemacht, hieß es
  • War so unerträglich im Umgang, dass die Kardinäle einen Gegenpapst wählten
  • Führte zu der 40-jährigen Spaltung der katholischen Kirche

Fazit: Menschlich, allzu menschlich

Diese Geschichten zeigen, dass das Papsttum trotz seines spirituellen Anspruchs immer auch eine weltliche Institution war, geprägt von den menschlichen Schwächen ihrer Zeit. In dieser Zeit sank das Papsttum zu einer lokalen Größe ab. Der Anspruch auf den Stuhl wird zwischen zwei bis drei Dutzend römischen Adelsfamilien ausgehandelt. Es ist ein Tiefpunkt für das Ansehen der Institution.

Viele dieser skandalösen Episoden ereigneten sich während des sogenannten „dunklen Jahrhunderts“ (900-1000 n. Chr.) und der Renaissance, als das Papsttum oft mehr einem weltlichen Fürstentum glich als einer geistlichen Führung.

Die moderne katholische Kirche hat aus diesen historischen Lehren gelernt und Mechanismen entwickelt, um solche Exzesse weitgehend zu verhindern. Dennoch bleiben diese Geschichten ein faszinierender Teil der europäischen Geschichte und zeigen, dass auch die höchsten geistlichen Ämter nicht vor menschlichen Fehlern gefeit sind.

Alle Informationen in diesem Artikel basieren auf historischen Quellen und zeitgenössischen Aufzeichnungen. Die Kirche selbst erkennt viele dieser Päpste als problematisch an und hat ihre Handlungen später verurteilt.

Symbolbild: KI generated


Von BSF

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert