Polizei nimmt 796 illegale Trading-Plattformen vom Netz
Karlsruhe/Stuttgart – Einen bedeutenden Erfolg im Kampf gegen internationale Wirtschaftskriminalität im Internet haben das Cybercrime-Zentrum der Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg erzielt. In einer groß angelegten Aktion beschlagnahmten die Ermittler in den vergangenen zwei Wochen insgesamt 796 aktive Domains, die für betrügerische Handelsplattformen genutzt wurden.
Die Operation fand in enger Zusammenarbeit mit der europäischen Polizeibehörde Europol und bulgarischen Strafverfolgungsbehörden statt. Alle beschlagnahmten Internetseiten wurden nun auf eine Beschlagnahmeseite des Landeskriminalamts umgeleitet und können nun nicht mehr für kriminelle Aktivitäten verwendet werden.
Professionelle Betrugsmasche zielt auf deutsche Anleger
Bei dem sogenannten Cybertrading-Fraud locken Kriminelle ahnungslose Verbraucher mit vermeintlich lukrativen Anlagemöglichkeiten auf gefälschte Handelsplattformen. Die Betrüger bieten dort den Handel mit verschiedenen Finanzinstrumenten an und richten ihre deutschsprachigen Webseiten gezielt an Personen mit Wohnsitz in Deutschland.
Das Problem: Die Betreiber verfügen über keine Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), um Finanz- oder Wertpapierdienstleistungen anzubieten. Das investierte Geld fließt niemals in echte Kapitalanlagen. Stattdessen täuschen die Täter mit gefälschten Handelsplattformen und vorgetäuschten Kundenkonten eine funktionierende Geldanlage vor.
Callcenter-Mitarbeiter setzen Opfer unter Druck
Besonders perfide: Sogenannte Broker aus organisierten Callcentern im Ausland kontaktieren die Geschädigten regelmäßig und animieren sie zu weiteren Einzahlungen. Aufgrund des professionellen Vorgehens bemerken viele Opfer monatelang nicht, dass sie betrogen werden. Das investierte Geld ist in der Regel vollständig verloren.
Seit der Umleitung der beschlagnahmten Seiten registrierten die Ermittler bereits rund 616.000 Zugriffe – ein Indiz dafür, wie viele potenzielle Opfer vor weiterem Schaden bewahrt wurden.
Massenphänomen mit steigenden Fallzahlen
Das Cybercrime-Zentrum und das Landeskriminalamt bezeichnen Cybertrading-Fraud als Massenphänomen mit kontinuierlich steigenden Fallzahlen. Die Behörden kündigen an, ihre Strategien gegen Internetkriminalität kontinuierlich weiterzuentwickeln, um die Sicherheit im digitalen Raum nachhaltig zu erhöhen.
Tipps zum Schutz vor Anlagebetrug
Die Ermittlungsbehörden raten bei verlockend klingenden Angeboten zur Vorsicht:
- Informieren Sie sich gründlich über Trading-Plattformen, bevor Sie sich anmelden oder Geld überweisen
- Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und prüfen Sie Angebote in Ruhe
- Geben Sie niemals vertrauliche Daten wie Online-Banking-Zugänge preis
- Übermitteln Sie keine Kopien von Ausweisdokumenten oder Zahlungskarten
- Nutzen Sie unabhängige Finanzberatung oder den Service der Verbraucherzentrale
- Erstatten Sie im Betrugsfall umgehend Strafanzeige
Die Ermittlungen gegen die unbekannten Täter dauern an.